Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für EMV Dipl.-Ing. Gerhard Pohlmann

Beispiel: EMV-Prüfungen an einem Kraftfahrzeug

Da ein KFZ - zumindest sofern es sich nicht um ein Elektrofahrzeug handelt - keinerlei nach extern führende Kabelanschlüsse besitzt, kommen nur eine Störemissionsmessung und eine Störfestigkeitsprüfung im gestrahlten Bereich in Frage.

Absorberhalle - normgerechte Prüfumgebung

Beides wird in einer sogenannten Absorberhalle durchgeführt, die eine rundherum hermetisch dichte metallische Abschirmung besitzt und auf der Innenseite an den Seitenwänden und an der Decke zur signifikanten Reduzierung von Reflexionen und damit zur Sicherstellung einer ausreichend hohen Feldhomogenität mit Hochfrequenz-Absorbern bestückt ist. 


Absoberhalle der EMC Test NRW GmbH in Dortmund (Quelle: EMC Test NRW)

Innerhalb einer Absorberhalle herrschen somit normgerechte Prüfbedingungen, indem Störsignale aus der Umgebung (Rundfunk- und Fernsehender, Mobilfunk, Emissionen von Maschinen, ...) ferngehalten werden und künstlich für die Störfestigkeitsprüfung generierte Störstrahlung nicht in die Umgebung gelangen kann, wo sie ansonsten erhebliche Störungen von Funkdiensten hervorrufen würde.

Messung der Störemission

Das Fahrzeug wird für diese Prüfung in einer Absorberhalle auf einen in eine Drehscheibe integrierten Rollenprüfstand gestellt.

Die vom Fahrzeug im Betrieb ausgesandten elektromagnetischen Störungen werden von einer Empfangsantenne aufgenommen und an einen Messempfänger weitergeleitet. Dieser ermittelt in einem normativ vorgegebenen Bereich Frequenz und Feldstärke der ausgesandten Signale. 

Während der Prüfung wird das Fahrzeug - durch den PC gesteuert - mit Hilfe der Drehscheibe in unterschiedlichen Winkeln zur Empfangsantenne ausgerichtet. Ferner wird die Polarisierungsrichtung der Empfangsantenne zwischen "vertikal" und "horizontal" gewechselt.

Im Steuerungs-PC wird überprüft, ob die vom Messempfänger übermittelten Ergebnisse mit den normativ vorgegebenen Grenzwerten übereinstimmen.


   (Quelle: EMC Test NRW GmbH)


Prüfung der Störfestigkeit

Das Fahrzeug wird für diese Prüfung ebenfalls wieder in einer Absorberhalle auf den Rollenprüfstand gestellt und in einen simulierten Straßenbetrieb gebracht und dann einer künstlich erzeugten Störstrahlung ausgesetzt.

(Quelle Foto: EMC Test NRW GmbH)

Hierzu gibt der PC einem Frequenzgenerator die gewünschten Frequenzen und die erforderlichen Modulationsformen und -grade sowie die Stärke des Signals vor. Das schwache Frequenzgenerator-Ausgangssignal wir dann durch einen Hochfrequenz-Hochleistungsverstärker kräftig verstärkt und dann auf eine Sendeantenne gegeben.

Die Antenne ist in einem definierten Abstand vom Fahrzeug aufgestellt und auf das Fahrzeug gerichtet, um es so gezielt zu bestrahlen. Die Funktion des Fahrzeugs wird unter Feldbeeinflussung während der laufenden Prüfung permanent überprüft, indem u.a. die Datenströme der fahrzeugeigenen Bussysteme (CAN, Flexray, ...) nach außen geführt und durch ein Monitoringssystem ausgewertet werden. Zusätzlich können auch Ströme und Spannungen im Inneren des Fahrzeugs gemessen und ebenfalls durch das Monitoringsystem auf Einhaltung der zulässigen Toleranzwerte überprüft werden.

Die Ergebnisse des Monitoringsystems werden an den PC übertragen und können dort weiter ausgewertet werden.


 
  (Quelle: EMC Test NRW GmbH)